Transformation im Zahlungsverkehr – der richtige Migrationsansatz

Transformation im Zahlungsverkehr – der richtige Migrationsansatz :  Zwischen fachlicher Komplexität und Begrenzung der Kundenauswirkung

  • Christoph Schupp, Bernd Menzl
  • Published: 04 March 2025


Im Rahmen unserer sechsteiligen Artikelserie „Transformation im Zahlungsverkehr“ fassen wir Erfahrungen und Best Practices aus vergangenen Projekten zusammen, die Banken und Zahlungsdienstleistern wertvolle Anregungen für künftige Change-Projekte im Zahlungsverkehr (ZV) geben. Der vorliegende Artikel befasst sich mit der Auswahl des „richtigen“ Migrationsansatzes.

Bei jeder Art von Migration im Zahlungsverkehr stellt sich die Frage nach dem „richtigen“ Migrationsansatz. Bei der Einführung eines neuen ZV-Systems genauso wie bei der Migration auf ein bestehendes ZV-System, wie z. B. im Rahmen einer Post-Merger-Integration. Welche Möglichkeiten zur Strukturierung eines Transformationsvorhabens im ZV bestehen und was bei der Auswahl des richtigen Migrationsansatzes zur sicheren Zielerreichung berücksichtigt werden sollte, erklären wir in diesem Artikel.


Navigation durch den Dschungel an Migrationsansätzen

Die Gestaltung einer Migration im Zahlungsverkehr bietet viele Möglichkeiten und ist je nach Umfang und Tiefe des ZV-Geschäfts der Bank unterschiedlich in ihrer Komplexität. 

  • Fachlichkeit und Prozesse
    Eine große Herausforderung ist es zu Beginn eines jeden Change-Projekts im Zahlungsverkehr, bankintern ein übergreifendes Verständnis zu den Abhängigkeiten zwischen den ZV-Prozessen entlang der verschiedenen Zahlungsarten zu entwickeln. Darauf aufbauend können wesentliche Anforderungen an den zu wählenden Migrationsansatz, z. B. Aufbau temporärer Schnittstellen) abgeleitet werden, sodass im Anschluss eine „Shortlist“ an fachlich-/prozessual möglichen Migrationsansätzen für den weiteren Entscheidungsprozess definiert werden kann.
  • Austarieren unterschiedlicher Interessen 
    Neben der rein fachlichen und prozessualen Bewertung von Migrationsansätzen, besteht eine weitere Herausforderung darin, die Interessen unterschiedlicher Stakeholder* – die naturgemäß einen eigenen Blick auf das jeweilige Change-Projekt haben – in Einklang zu bringen. Aus Vertriebssicht steht der Wunsch im Vordergrund, einen möglichst geräuschlosen und kommunikationsarmen Migrationsansatz zu wählen – was grundsätzlich für eine Migration in einem Schritt („Big Bang“) spricht. Aufgrund der mit einem Big Bang verbundenen Cut-Over-Risiken - z. B. Lastverhalten oder Aufkommen an Kundenanfragen - entspricht dieses Vorgehen in der Regel nicht dem Wunsch aus Produktionssicht nach einem sicheren und geordneten Change-Prozess. 

Neben rein fachlich-/prozessualen Fragestellungen ist die Moderation unterschiedlicher Interessen innerhalb der Organisation eine der Kernherausforderungen auf dem Weg zum passenden Migrationsansatz.  



Kompass zur Entscheidungsfindung 

Um die beschriebenen Herausforderungen bei der Wahl des richtigen Migrationsansatzes zu meistern, hat sich in der Praxis ein Vorgehen in zwei aufeinanderfolgenden Schritten bewährt:  

1. Analyse wesentlicher ZV-Aspekte mit dem Ziel einer Shortlist 

Zur Eingrenzung möglicher Migrationsansätze muss der Scope der von der Änderung betroffenen ZV-Teilbereichen herausgearbeitet werden. Die nachstehende Tabelle führt die aus unserer Sicht wesentlichen Teilbereiche auf, die zur Scope-Definition herangezogen werden sollten:


Im Anschluss an diese Analyse lassen sich hieraus Handlungsempfehlungen und zu berücksichtigende Einschränkungen ableiten. Sind beispielsweise mehrere Zahlungsarten und Kundengruppen von der Änderung betroffen, könnte sich aufgrund der höheren Komplexität eine Präferenz für einen stufenweisen Migrationsansatz ergeben. Genauso können Restriktionen in der technischen Kommunikation – vor allem im Export (Richtung „Markt an Bank“) – für ein Big Bang-Ansatz sprechen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse kann eine Shortlist an realistischen Migrationsansätzen erstellt werden, die Grundlage für den weiteren Entscheidungsprozess ist. 

 

2. Strukturierter Entscheidungsprozess zur Bestimmung des Migrationsansatzes

Nachdem realistische Ansätze in einer Shortlist zusammengefasst wurden, gilt es eine Entscheidung über den Migrationsansatz herbeizuführen. Teil eines strukturierten Entscheidungsprozesses kann die Bewertung der bestehenden Ansätze anhand relevanter Entscheidungskriterien mithilfe einer Scorecard sein.



Anhand im Voraus festgelegter Kriterien können die zur Auswahl stehenden Ansätze so transparent und nachvollziehbar miteinander verglichen werden.

Um eine übergreifende Akzeptanz für das Ergebnis der Analyse als Entscheidungsgrundlage zu erreichen, ist es wichtig alle mit der Entscheidung betrauten Stakeholder bereits bei der Definition der Scorecard mit einzubinden. Vor allem in die Bestimmung der Entscheidungskriterien sowie deren Gewichtung.


Fazit 

Für die wenigsten Migrationen im Zahlungsverkehr besteht eine passende Blaupause. Der Weg zum richtigen Migrationsansatz ist ein komplexer und individueller, der von Art und Umfang des Vorhabens sowie der handelnden Personen abhängig ist. Eine Voranalyse zur Scope-Definition unterstützt dabei den Dschungel an möglichen Ansätzen auf realistische Optionen einzugrenzen.

Für die Entscheidung ist es wichtig, eine Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Ansätze herzustellen sowie relevante Stakeholder frühzeitig in den Entscheidungsprozess mit einzubinden.

Capco verfügt über relevante Praxiserfahrung bei der Ausarbeitung funktionsfähiger Migrationsansätze zu unterschiedlichen Vorhaben im Zahlungsverkehr. Neben der fachlichen Mitarbeit bieten wir auch Unterstützung beim Aufsatz sowie der Durchführung entsprechender Entscheidungsprozessen.

* Diversity gehört zu den Kernwerten von Capco. Um Texte für sie so kurz wie möglich zu halten, lesen sie an einigen Stellen nur die männliche Form, gemeint sind jedoch ausdrücklich sämtliche Geschlechter.

 

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