Elektronische Wertpapiere sind eine Möglichkeit, die Vorteile der Blockchain-Technologie auch auf den Finanzmarkt zu übertragen – doch ihre Einführung bietet vielfältige Chancen, stellt jedoch gleichzeitig Unternehmen vor bedeutende Herausforderungen.
Welche Auswirkungen haben Elektronische Wertpapiere auf Marktteilnehmer und wie sieht das Chancen-/Risiken-Profil der neuen Assetklasse aus? Mit der Einführung des elektronischen Wertpapiergesetzes (eWpG) in Deutschland können herkömmliche Wertpapiere durch digitale ersetzt werden, die in einem Register elektronisch hinterlegt werden müssen. Bereits in unserem letzten Artikel (Verwahrstellenservice 2024: Herausforderungen, Trends und Chancen) haben wir auf die stark zunehmende Nutzung von Blockchain-basierten Vermögenswerten und Wertpapieren hingewiesen. Für Emittenten, Verwahrstellen und Broker bietet sie eine gute Möglichkeit zur Neukundenakquise und Kundenbindung.
HERAUSFORDERUNGEN BEIM EINSATZ VON ELEKTRONISCHEN WERTPAPIEREN
Regulatorische Entwicklungen: Die regulatorischen Rahmenbedingungen für elektronische Wertpapiere sind noch nicht vollumfänglich definiert. Sie befinden sich weiterhin in der Entwicklung und sind dynamisch, welches sich auf Digitalisierungseffekte und innovative Technologien zurückführen lässt.
Sicherheit: Da elektronische Wertpapiere auf digitalen Plattformen gehandelt und verwahrt werden, sind sie ebenfalls anfällig für Sicherheitsrisiken wie Hacking und Diebstahl. Verwahrlösungen von Finanzinstituten müssen durch eine gute Infrastruktur geschützt werden.
Akzeptanz: Die Akzeptanz für elektronische Wertpapiere unter Investoren, Emittenten und Regulierungsbehörden muss sich erst noch etablieren. Beispielsweise wurden seit der Verabschiedung des Gesetzes (eWpG) im Jahr 2021 erst 100.000 digitale, d.h. papierlose Emissionen von Clearstream abgewickelt (Stand Juli 2024).
CHANCEN BEIM EINSATZ VON ELEKTRONISCHEN WERTPAPIEREN
Effizienzgewinne: Trotz der Herausforderungen bieten elektronische Wertpapiere das Potenzial, den Finanzmarkt zu modernisieren und zu demokratisieren. Im aktuellen Kapitalmarkt ist ein Settlement Risiko von t-1 oder t-2 vorhanden. Durch elektronische Wertpapiere wird eine schnellere Abwicklung ermöglicht, die dieses Risiko verringert.
Marktdigitalisierung: Elektronische Wertpapiere können den Handelsprozess beschleunigen und die Verwaltungskosten durch den schnellerer Anschluss von großen Märkten sowie die bessere Stückelung der Werte mit Hilfe von Tokenisierung reduzieren.
Smart Contracts: Die Verwendung von Smart Contracts ermöglicht die automatisierte Abwicklung von Transaktionen und die Vereinfachung von Compliance-Aufgaben. Bisher gelten Smart Contracts jedoch nicht als bindende Contracts, da es noch keine gesetzliche Basis gibt.
Tokenisierung von Wertpapieren: Finanzdienstleister können traditionelle Wertpapiere in Security Tokens umwandeln und deren Ausgabe und Verwaltung überwachen. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur für bondartige Papiere. Für Finanzinstitute bietet sich nun die Möglichkeit neue Use Cases zu entwickeln. Dafür gilt es Plattformen, Sicherheitskonzepte und Infrastrukturen zu schaffen, Know-how zu sammeln und diese in folgenden Bereichen einzubringen:
Sicherheit und Transparenz auf den Finanzmärkten zu gewährleisten.
Beispielsweise bietet das EU Digital Ledger Technology (DLT) Pilot Regime, welchesdas am 23.03.2023 in Kraft getreten ist, genau die Möglichkeit dafür. Als von der EU eingerichtetes Regulierungsrahmenwerk, hilft es, die Nutzung von DLT in den Finanzmärkten zu testen, zu erleichtern und gleichzeitig die mit der Nutzung von DLT verbundenen Risiken zu verstehen - insbesondere beim Handel, der Emission und der Abwicklung von Finanzinstrumenten. Das EU DLT Pilot Regime gilt für DLT-Finanzinstrumente, d.h. Aktien, Anleihen und Fondsanteile, die mithilfe von DLT ausgegeben, aufgezeichnet, übertragen und verwahrt werden. Es zielt darauf ab, Einschränkungen und regulatorische Lücken in bestehenden Regelungen, insbesondere in der Zentralverwahrer-Verordnung (CSDR - Central Securities Depositories Regulation) und der Verordnung über Märkte für Finanzinstrumente (MiFIR – Markets in Financial Instruments Regulation), zu überwinden.
Als langjähriger Experte im Bereich Regulatorik, Wealth und Asset Management sowiedie digitalen Assets, verfügt Capco über das notwendige Know-how und die Expertise:
Quellen:
1 https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Gesetzestexte/Gesetze_Gesetzesvorhaben/Abteilungen/Abteilung_VII/19
2 https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Merkblatt/mb_231114_tatbestand_kryptowertpapierregisterfuehrung
3 https://deutsche-boerse.com/dbg-de/media/deutsche-boerse-spotlights/spotlight/Digitale-Emission, (Stand 20. Mai 2024).
4 Unlocking the Power of DLT-Based Settlement: Wholesale CBDCs, Deposit Tokens, and Stablecoins (capco.com)
5 https://www.gesetze-im-internet.de/ewpg/
6 https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Gesetzestexte/Gesetze_Gesetzesvorhaben/
7 https://deutsche-boerse.com/dbg-de/media/deutsche-boerse-spotlights/spotlight/Digitale-Emission, (Stand 20. Mai 2024).
8 https://www.esma.europa.eu/esmas-activities/digital-finance-and-innovation/dlt-pilot-regime
9 https://www.esma.europa.eu/esmas-activities/markets-and-infrastructure/central-securities-depositories
10 https://eur-lex.europa.eu/DE/legal-content/summary/markets-in-financial-instruments-regulation-mifir.html