CREDIT-AS-A-SERVICE: OPTIMIERUNGSPOTENZIALE FÜR BANKEN

CREDIT-AS-A-SERVICE : OPTIMIERUNGSPOTENZIALE FÜR BANKEN

  • Antonia-Ivana Kljaic and Maurice Heinrich
  • Published: 19 October 2022

 

Banken und Finanzdienstleister stehen oftmals vor der Herausforderung „Make vs. Buy“ - so auch beim Thema Kredit. In diesem Fall versteht man unter „Make“ die Entwicklung eigener Lösungen zur digitalen Abbildung der Kreditprozesse. Dies geht auch damit einher, Verantwortung für die Wartung der eigenen Systeme zu übernehmen. Fachliches Know-how zum Kreditprozess, zu Scorings sowie zum Forderungsmanagement muss vorhanden sein oder extern beschafft werden. Unter „Buy“ versteht man den Einkauf sogenannter White-Label-Lösungen, welche die Software als Rahmenkonstrukt zur Verfügung stellen. Somit handelt es sich um ein Leasingmodell. Abgeleitet vom weit verbreiteten Begriff „Banking as a Service“ lässt sich somit auch „Credit as a Service“ (CaaS) anbieten. Technologisch sind die Systeme und Prozesse beim CaaS-Anbieter angesiedelt und können via API in die bestehende Systemlandschaft integriert werden. Um die Wartung der Systeme kümmert sich dann der externe Serviceanbieter.

Credit as a Service kann eine Reihe von Vorteilen für Banken und Endkunden bringen, sowie einige in unserer diesjährigen Kreditstudie identifizierten Optimierungspotenziale schließen:

  • Optimierung: Der Kreditprozess kann digital, effizient und kostengünstig abgebildet werden.

     

  • User Experience (UX): Eine optimierte User Experience verbessert das Kundenerlebnis und macht die Customer Journey einfach und übersichtlich.

     

  • Employee Experience (EX): Durch nutzerfreundliche Systeme des Anbieters können Mitarbeitende Prozesse leicht überwachen und eine effiziente Bearbeitung sicherstellen.

 

  • End-to-End: Die CaaS-Produkte sind modular aufgebaut und decken die gesamte Prozessstrecke ab. Dies umfasst nicht nur die einzelnen Prozessschritte rund um das Onboarding und die Identifikation von Kunden, sondern auch das regulatorische Reporting.

     

  • Time-to-Market: CaaS-Lösungen lassen sich via API leicht in die bestehende Systemlandschaft integrieren. Banken können somit in kürzester Zeit neue Services anbieten.

     

  • Skalierbarkeit: Durch die Abhängigkeit der Kosten zur Nutzung durch den Endkunden, haben die Institute ein geringeres unternehmerisches Risiko - und die Systeme der CaaS-Anbieter sind auf Wachstum ausgelegt. Geografisch können CaaS-Produkte auch einfach auf andere Länder in ähnlichen regulatorischen Umfeldern ausgerollt werden.

     

  • Moderne Architektur: CaaS-Anbieter nutzten oftmals hochmoderne Systeme und Datenarchitekturen und sorgen somit nicht nur für viele Auswertungsmöglichkeiten des Kundenverhaltens, sondern auch für einen übergreifenden Effizienzgewinn, der sich in der Integration von IT und Prozessen zeigen kann, wodurch beispielsweise eine Mehrfacheingabe von Daten vermieden werden kann.

 

Erste Lösungen am Markt

Derzeit gibt es am Markt bereits CaaS-Produkte, z.B. zur Kfz-Finanzierung oder für klassische Konsumentenkredite. Beide Beispielprodukte sind hoch standardisiert und damit für Banken vergleichsweise einfach abzubilden. Alle Lösungen arbeiten API-basiert und sind somit ohne großen Aufwand implementierbar. Beispielsweise können Banken im Rahmen der Kfz-Finanzierung Privatpersonen, Selbstständigen und KMU Ratenkredite anbieten. Bei ausschließlich auf Endverbraucher zugeschnittenen Konsumentenkrediten auf CaaS-Basis, bieten die Institute ihren Kunden bis zu einem bestimmten Betrag gedeckelte Ratenkredite an. Perspektivisch ist denkbar, dass auch Produkte zur Baufinanzierung, zum Factoring, zum Leasing oder zur Finanzierung mittelständischen Unternehmen angeboten werden.

 

Für wen es sich lohnt

CaaS-Services sind jedoch aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika nicht für jeden Bankentyp gleichermaßen geeignet.

So haben Neobanken durch ihre hohe Innovationsbereitschaft, die starke Kundenfokussierung und die höhere Kooperationsbereitschaft eine optimale Ausgangssituation für Open Banking- Anwendungsfälle. Oftmals ist ein Kreditangebot nicht das erste Produkt mit dem Neobanken an den Markt gehen, weswegen sich eine CaaS-Lösung hier ideal eignet, um schnell, kostengünstig und ressourcenschonend das Portfolio zu erweitern.

Autobanken haben aufgrund hoher Standardisierung ihres Geschäfts eine vergleichsweise günstige Cost-Income-Ratio (CIR), was mehr Budget für Prozessoptimierungen ermöglicht. Prozesse des standardisierten Kreditgeschäfts lassen sich optimal durch CaaS abbilden.

Direktbanken haben, ähnlich wie Neobanken, eine hohe Innovationsbereitschaft, starke Kundenfokussierung und hohe Kooperationsbereitschaft. Meist sind Prozesse aufgrund der Konzentration auf ein einfaches und einheitliches Bankgeschäft schon standardisiert. Somit besteht ein geringeres Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungspotenzial als bei anderen Banken und der Einkauf von CaaS-Produkten müsste einen darüber hinausgehenden Mehrwert liefern.

Großbanken, die häufig nicht dazu tendieren mit Fintechs zu kooperieren, haben in der Regel ein deutlich größeres Optimierungspotenzial bei der Digitalisierung ihrer Kreditprozesse. Ausgelöst durch die Nutzung eigenentwickelter Systeme, bieten sich insbesondere modulare CaaS-Produkte an.

Das Kreditgeschäft von Filialen ausländischer Banken ist stark reguliert. Hinzu kommt, dass diese Marktteilnehmer meist wenig Expertise in Bezug auf regulatorische Anforderungen im europäischen bzw. deutschen Markt haben. CaaS-Produkte könnten Abhilfe schaffen und den Markteintritt deutlich vereinfachen.

CaaS bietet Finanzinstituten demnach viele Vorteile, möchte jedoch wohlbedacht eingesetzt werden. Ebenfalls kommt es auf die Auswahl adäquater Produkte bzw. Module sowie die korrekte End-to-End-Implementierung dieser an.

Wenn Sie mehr über CaaS und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten erfahren oder es bei sich im Hause einsetzen möchten, stehen wir Ihnen mit unserer kombinierten Expertise im traditionellen Kreditgeschäft und im Bereich innovativer CaaS-Produkte gerne zur Seite.

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