EINLEITUNG
Ende 2024 hat Capco ein für den Zahlungsverkehr (ZV) in Europa zentrales Transformationsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Ausgangslage war die Fusion zweier Zentralbankinstitute, die bis zum Abschluss des Projekts zwei separate Zahlungsverkehrsstrecken für die Verarbeitung von SEPA- und SWIFT-Zahlungen betrieb. Dies mit der Besonderheit, dass eine Strecke im Eigenbetriebsmodell und eine im Rahmen eines Business Process Outsorcing (BPO) betrieben wurde. Der Plan der Bank war es, das gesamte Zahlungsverkehrsgeschäft auf die vorhandene interne Verarbeitungsstrecke zu migrieren und die andere ausgelagerte vollständig stillzulegen. Mehrere hundert angeschlossene Banken sowie deren Kunden* und einige tausend mittelgroße und große Firmenkunden mussten ebenfalls auf die Ziel-Plattform migriert werden. Während der Projektlaufzeit wurden zusätzlich regulatorische Anpassungen, wie z. B. die T2/MX- und die SEPA ISO 20022-Formatmigration (Version 2019) im Rahmen des Projektes umgesetzt.
WARUM JETZT?
Nach abgeschlossener Fusion und der Harmonisierung mehrerer IT-Systeme war die Zusammenlegung des ZV ein letzter logischer Schritt zur vereinigten Zentralbank. Nach erfolgter Entscheidung für die Inhouse-Lösung wurde das Projekt auch mit Hinblick auf die anstehenden regulatorischen Anpassungen, gestartet. Ziel war eine stabile ZV-Strecke im Eingenbetriebsmodell, um leistungs- und zukunftsfähige Lösungen für das eigene Haus, die angeschlossenen Banken und deren jeweilige Kunden zu generieren.
WAS WIR GEMACHT HABEN
Aufgrund seiner Kompetenz in der Lieferung komplexer ZV-Projekte war Capco von Beginn an in das Projekt eingebunden und wirkte während der gesamten Laufzeit maßgeblich am Projekt mit. Darunter fieln u.a. folgende Themengebiete:
- GAP-Analyse mit Zielbild-Design (April 2019 bis Juni 2021)
Durchführung einer Gap-Analyse, um bestehende Unterschiede zwischen der vorhandenen bzw. standardmäßig verfügbaren Software zu identifizieren und um gewünschte Anforderungen zu definieren. Welche wesentlichen Herausforderungen im Zuge einer Gap-Analyse für das Zielbild-Design zu berücksichtigen sind und wie die Gap-Analyse zum Erfolg führen kann, erläutern wir im zweiten Artikel unserer Serie „Transformation im Zahlungsverkehr“.
- Gewinnung/Management von Dritten
Die Zusammenführung und Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs auf einer zentralen Plattform stellt nicht nur eine gigantische technologische Komplexität dar, sondern erfordert auch die Koordination und Steuerung vieler unterschiedlicher (externer) Stakeholder. Eine große Herausforderung bestand darin, unterschiedliche Erwartungen, technische Voraussetzungen und Strukturen der Beteiligten zu vereinen, ohne Effizienz, Compliance oder die langfristige Vision aus den Augen zu verlieren.
- Bestimmung des Migrationsansatzes
Bei jeder Art von Migration im Zahlungsverkehr stellt sich die Frage nach dem (richtigen) Migrationsansatz. Bei der Einführung eines neuen ZV-Systems genauso wie bei der Migration auf ein bestehendes, wie z. B. im Rahmen einer Post-Merger-Integration. Die Möglichkeiten, eine Migration im Zahlungsverkehr zu gestalten, sind nahezu endlos und in ihrer Komplexität hochgradig von der Tiefe sowie vom Volumen im ZV-Geschäft der jeweiligen Bank abhängig. Wichtige Faktoren sind Fachlichkeit und die ZV-Prozesse sowie das Austarieren unterschiedlicher Interessen innerhalb der Bank (Vertrieb, Risiko, Produktion).
- (E2E)-Testmanagement
Im Rahmen der Migration von ZV-Plattformen stellt das Testen von Zahlungsprozessen eine zentrale Herausforderung dar. Migrationsprojekte umfassen typischerweise sowohl interne als auch externe Problemstellungen, wie etwa neue regulatorische Anforderungen, Standard-Softwarereleases, die die Komplexität erhöhen sowie Testaktivitäten mit internen Stakeholdern und externen Partnern, wie Softwareanbietern und Clearing-Partnern. Diese Faktoren beeinflussen den gesamten Testzyklus, von der Planung bis zum Go-Live. Parallel dazu gibt es unterschiedliche Testsysteme, welche auch in den Testszenarien mit Geschäftspartner/Clearern alle Fälle abdecken müssen. Somit entscheidet das Zusammenspiel von Hardware, Testsystem, Verfügbarkeit von Systemen und Personen, sowie die Auswahl der E2E-Testfälle über den Erfolg einer Migration.
- Ganzheitliches Kommunikationskonzept
Transformationen im Zahlungsverkehr bewegen sich in einem sensiblen Umfeld: Der Zahlungsverkehr bildet die Grundlage des Bankengeschäfts, die Kundenaufmerksamkeit ist hoch und im Falle von Problemen kann schnell die Reputation der Institution geschädigt werden. Trotz des vemeindlich hohen Standardisierungsgrads im Zahlungsvekehr, insbesondere im SEPA-Raum, gehen mit einer ZV-Transformation immer auch Veränderungen sowohl für Kunden als auch für zahlungsverkehrsbezogenes Personal mit sich. Eine umfassende Kommunikationsstrategie von Anfang an ist deshalb unerlässlich, um den Projekterfolg sicherzustellen.
- Operational Readiness – mit Methode zum Erfolg
Im dynamischen ZV-Umfeld ist die Fähigkeit, Projekte erfolgreich umzusetzen und in Betrieb zu nehmen, entscheidend für den langfristigen Erfolg einer Bank bzw. ZV-Dienstleisters. Operational Readiness oder die betriebliche Bereitschaft, spielt hierbei eine zentrale Rolle. Den Weg dorthin bereiten gut strukturierte Drehbücher in Change-Projekten, in denen jeder relevante Schritt des jeweiligen Changes enthalten ist. Auch der Aufsatz eines funktionierenden Leitstands, der dabei hilft etwaige Produktionsprobleme nach Go-Live zügig in den Griff zu bekommen, gehört dazu.
WAS WIR GELIEFERT HABEN
Das Projekt umfasste unzählige Meilensteine, welche erfolgreich geliefert wurden. Neben fünf großen ZV-Migrationen:
- EBICS Bankrechner-Migration
- AZV/IGZV-Migration
- SEPA-Migration
- T2/MX-Migration und
SEPA ISO 20022-Formatmigration (Version 2019) gab es weitere acht Projektreleases zur ZV-Plattformerweiterung und 97 einzelne Go-Live Events im Projektzeitraum. Insgesamt wurden 63 Projektdrehbücher mit bis zu 1.281 Einzelaktivitäten pro Drehbuch erstellt. Mehr als 600 Banken sowie tausende Firmenkunden wurden von der abgebenden Plattform auf die Zielplattform migriert. Nach der erfolgreichen Umstellung auf die Zielplattform werden dort Stand 2024 circa 10 Mrd. ZV-Transaktionen pro Jahr verarbeitet.
In den nächsten Wochen veröffentlichen wir zu den unter „WAS WIR GEMACHT HABEN“ aufgeführten Themenbereichen die Artikelserie „Transformation im Zahlungsverkehr“, um Ihnen unsere Erfahrungen und Best Practices aus diesem und weiteren Projekten im Zahlungsverkehr näher zu bringen.
Diversity gehört zu den Kernwerten von Capco. Um Texte für sie so kurz wie möglich zu halten, lesen sie an einigen Stellen nur die männliche Form, gemeint sind jedoch ausdrücklich sämtliche Geschlechter.