ESG AUS DER PERSPEKTIVE DER REGULIERUNG: HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN FÜR BANKEN UND ASSET MANAGER


Donnerstag, 29. Oktober 2020 | 8:30 - 9:30 Uhr | Virtuell

    

ESG Roundtable

 

Zum zweiten Mal in diesem Jahr diskutierten am 29. Oktober 2020 führende Vertreter und Experten aus der Finanzindustrie, Aufsicht, Beratung und Wissenschaft bei Capco über die Chancen und Herausforderungen für Banken und Asset Manager beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft in den Bereichen Environmental, Social und Governance (ESG). Dr. Olaf Clemens, Partner bei Capco, und Dr. Harald Glander, Partner bei Simmons & Simmons, freuten sich über das große Interesse an dem gemeinsamen Webinar und die hohe Teilnehmerzahl.

Nachhaltigkeit rückt nicht nur zunehmend in den Mittelpunkt des Handelns der Finanzindustrie, sondern ist inzwischen auch als Teil Ihres Geschäftsmodells zu verstehen. Dieser Prozess wird auch durch regulatorische Maßnahmen der Europäische Union sowie die Umsetzungen in den einzelnen Mitgliedsländern konsequent weiter voran getrieben.

Mit Frank Pierschel, Chief Sustainable Finance Officer und Leiter der internationalen Bankenaufsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), stand den Teilnehmern der Veranstaltung ein führender Experte der Aufsicht für einen offenen Dialog zur Verfügung. 

Neben einer kurzen Einführung in das Thema Nachhaltigkeit anhand der 2015 von den Vereinten Nationen beschlossenen 17 Nachhaltigkeitsziele gab Herr Pierschel in seinem Vortrag weitere wertvolle Einblicke in das Thema ESG aus der Perspektive der Aufsicht. Er ging auch auf das erforderliche Verständnis im Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken ein, welches zukünftig seitens der Aufsicht von Finanzinstituten eingefordert wird.

Insbesondere die aus den Nachhaltigkeitszielen resultierenden materiellen Wachstumsraten bei nachhaltigen Finanzprodukten und deren zunehmenden Bedeutung für die Gewährleistung der Finanzmarktstabilität hätten die Betrachtung von Nachhaltigkeitsrisiken zunehmend in den Fokus der Aufsicht gerückt und zur Entwicklung einer nachhaltigen Strategie im Umgang mit diesen geführt.

Obwohl die aufsichtsrechtlichen Risiken, nach denen die BaFin ihre Aufsicht ausrichtet, sich zwar nach wie vor auf die bestehenden Risikoarten beschränken, werden Nachhaltigkeitsrisiken als ernstzunehmende Risikotreiber betrachtet, welche in Form von physischen und transitorischen Risiken in die bestehenden Risikoarten einfließen, so Frank Pierschel.

Gerade was die Betrachtung von Transitionsrisiken betrifft und die damit verbundene häufige Argumentation, dass diese Risiken doch noch in weiter Ferne liegen würden, erteilte Herr Pierschel eine deutliche Absage. „Corona als ein (massiv materialisiertes) soziales Transitionsrisiko hat uns deutlich gezeigt, dass es sehr viel schneller kommen kann, massive politische Entscheidungen nach sich zieht und in einer Finanzmarktstabilität gefährdenden Materialität auftritt.“

Als einen weiteren neu zu berücksichtigenden Aspekt bei physischen Nachhaltigkeitsrisiken ging Herr Pierschel auf die Qualität dieses Risikos ein. Hier könnten mit dem gleichen Event auch die Sicherheiten betroffen sein oder sich Versicherungs- und Garantiegeber zurückziehen. Bislang kenne man solche Konstellationen eher aus Erdbeben- und Kriegsgebieten. 

Während seines Vortrags gab Herr Pierschel weitere Einblicke in die strategische Ausrichtung der Aufsichtsbehörden beim Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken und betonte hierbei die Bedeutung von Transparenz und Berichtswesen für Banken und Asset Manager gleichermaßen, um die erforderlichen Informationen und Daten der Aufsicht zur Verfügung stellen zu können.

In diesem Zusammenhang hob Herr Pierschel mit der Gründung des Network for Greening the Financial System (NGFS) im Jahr 2017 auch die Bedeutung der internationalen Initiativen von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden hervor. Danach seien Umwelt- und Klimarisiken als Finanzrisiken zu betrachten und Aufsichtsbehörden dazu angehalten, Nachhaltigkeitsrisiken in ihre Risikobewertung miteinzubeziehen. 

Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion standen mit der am 10. März 2021 in Kraft tretenden Offenlegungsverordnung vor allem die Auswirkungen der europäischen Regulierung. Damit zusammenhängend stellte sich für viele die Frage, wie die von der BaFin beaufsichtigten Finanzinstitute damit umzugehen haben, wenn zum Teil Level-2 Regulierungsakte vor in Krafttreten der Level-1 Rechtsakte noch nicht vorlägen. Herr Pierschel bestätigte, dass nur das umgesetzt werden könne, wofür auch eine gesetzliche Grundlage bestehe. Und das sei im Moment nur die Offenlegungsverordnung selbst.

ESG und Sustainable Finance sind zu einem festen Bestandteil der Beratungsleistung von Capco und Simmons & Simmons geworden. Gerne möchten wir den fortlaufenden Austausch mit Ihnen zu diesen wichtigen Themen ermöglichen und hierfür eine offene Plattform für Banken und Asset Manager bieten. Unser nächster Business Roundtable zum Thema ESG wird nach aktueller Planung im Januar 2021 stattfinden. Das Thema und der genaue Termin werden wir in Kürze bekanntgeben.

 

KONTAKT

 

Dr. Olaf Clemens, Partner
M +49 172 746 7502
E olaf.clemens@capco.com